
Die Ära von Michael Schumacher als Leibnitzer Bürgermeister wird auf eigenen Wunsch mit der konstituierenden Sitzung des neuen Leibnitzer Gemeinderates spätestens am 24. April 2025 zu Ende gehen.
Paukenschlag nach dem Verlust der bisher absoluten SPÖ Mehrheit im Leibnitzer Rathaus: Am Dienstag-Abend, dem 25. März 2025, hat der seit 33 Monaten amtierende Bgm. Michael Schumacher (SPÖ) in einer öffentlichen Stellungnahme seinen baldigen Rückzug aus der Gemeindepolitik verkündet.
Spielraum für Interpretationen und mögliche Koalitionen
Dieser doch heftige Schritt von Bgm. Schumacher und Schlussstrich unter seiner Karriere als Gemeindepolitiker, kann laut politischen Insidern der Leibnitzer Kommunalpolitik nur zwei besonders trifftige Gründe haben: Zum einen könnte das bedeuten, dass Schumacher mit seinem Rückzug von der SPÖ-Spitze den Weg für einen Nachfolger (etwa Gewerkschafter Martin Baumgartner?) frei machen möchte, der dann doch noch einen Koalitionspartner findet und damit den Bürgermeistersessel für die bisher mit absoluter Mehrheit von 18 Mandaten regierende SPÖ Leibnitz retten soll.
Als wahrscheindlicher gilt allerdings, dass eine bürgerliche Koalition gegen die SPÖ von FPÖ, ÖVP und Bürgerliste Manuela Kittler, die bei der Bürgermeisterwahl am 24. April 2025 die Mehrheit von 16 Stimmen hätte, bereits so gut wie in "trockenen Tüchern" ist und sich Schumacher deshalb den harten Gang in die Opposition nicht mehr antun will.
Eine bürgerliche Koalition aus FPÖ (8 Mandate), ÖVP (4 Mandate) und Bürgerliste Manuela Kittler (4 Mandate) wäre nämlich der größte gemeinsame Nenner und das Erreichen der Ziele dieser drei Parteien. Daniel Kos (FPÖ) hätte damit als neuer "blauer" Leibnitzer Gemeindechef (und einziger FPÖ Bürgermeister der Steiermark) das Bürgermeisterduell mit Schumacher doch überraschend für sich entschieden. Die ÖVP würde sich als Erfolg nach dem Verlust von zwei Gemeinderatssitzen den Vizebürgermeistersessel und einen Platz in der Stadtregierung sichern. Und die zweite große Gewinnerin Manuela Kittler von der Bürgerliste Leibnitz (Verdoppelung der Mandate von bisher 2 auf nunmehr 4) könnte sich damit in die Stadtregierung und in den Vizebürgermeistersessel katapultieren.
Spannende Koalitionsverhandlungen
Auf jeden Fall wird es bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Leibnitzer Gemeinderates spannend bleiben, wer im 31 Sitze zählenden Gemeinderat von Leibnitz sich mit der Mehrheit von zumindest 16 Stimmen zum neuen Bürgermeister der Weinstadt Leibnitz küren lassen können wird.
Öffentliche Stellungnahme von Bgm. Schumacher im Originalwortlaut
Sehr geehrte Damen und Herren, werte Bevölkerung von Leibnitz!
Die Gemeinderatswahl in Leibnitz ist geschlagen und vorweg möchte ich mich bei meinen 2.052 Wähler:innen bedanken, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben – das entspricht 35,77 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis war für mich überraschend und enttäuschend. Nach reiflicher Überlegung und Abwägung der Auswirkungen auf unsere Stadt bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich nach 20 Jahren aktiver Arbeit für Leibnitz aus der Gemeindepolitik gänzlich zurückzuziehen.
Bis zur konstituierenden Sitzung am 24. April werde ich meine Funktion als Bürgermeister selbstverständlich weiterhin mit voller Verantwortung ausüben und eine geordnete Übergabe vorbereiten.
Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtgemeinde für die engagierte und qualitativ sehr hochwertige Zusammenarbeit sowie dem Team in der SPÖ-Fraktion für diesen gemeinsamen Weg.
Ich konnte in den letzten 33 Monaten als Bürgermeister sehr viel für unsere Stadt Leibnitz bewegen und wichtige Weichen für eine positive Zukunft stellen.
Dazu zählen unter anderem der Bau und die Inbetriebnahme der neuen Musikschule, der Ankauf des STEG-Geländes als künftiger Standort für Feuerwehr und Wirtschaftshof. Weiters die Schaffung zahlreicher Grüninseln und Erholungsflächen im Stadtgebiet und der sich im Bau befindliche Kreisverkehr bei der Fink-Kreuzung zur besseren Verkehrssicherheit. Zudem ist es mir gelungen, zwei zusätzliche Krisenwohnungen für Frauen in schwierigen Lebenslagen nach Leibnitz zu bringen – ein bedeutender Beitrag zur sozialen Sicherheit in unserer Stadt. Auch die Errichtung zahlreicher Photovoltaikanlagen war ein wichtiger Schritt hin zu mehr Energieeffizienz und nachhaltiger Stromversorgung für Leibnitz.
Es ist mir auch gelungen, dem Veranstaltungszentrum Grottenhof zusätzliches Leben einzuhauchen – z. B. mit Veranstaltungen wie der Leibnitzer Wies’n und dem erweiterten Christkindlmarkt. Auch der Hauptplatz hat sich durch zahlreiche Feste – wie das Klapotetz-Fest und das Genussfest mit dem Hobbykünstlermarkt – zu einem lebendigen Begegnungsort für unsere Bürgerinnen und Bürger weiterentwickelt.
Die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2023 haben wir unter meiner Führung gemeinsam gut bewältigt. Besonders stolz bin ich daher, dass es gelungen ist, nach über 40 Jahren endlich die Voraussetzungen für einen umfassenden Hochwasserschutz von Altenmarkt bis Kaindorf zu schaffen – entscheidende Schritte, um künftig solchen Naturkatastrophen die Wucht zu nehmen.
Abschließend wünsche ich gute Gespräche und erfolgreiche Verhandlungen für eine positive Weiterentwicklung von Leibnitz.
Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Michael Schumacher
Bürgermeister der Stadt Leibnitz
Fotocredit: Heribert G. Kindermann, MA