GF Matthias Rode, LR vUrsula Lackner, Chiara Vodovnik und Bgm. Karl Habisch (v.l.n.r.) stellten ein neues Praxishandbuch und Nachschlagewerk für aktive Naturschützer vor. Foto Land Steiermark/Michael Samec
Das im Zuge der von Ursula Lackner gestarteten Initiative „NaturVerbunden Steiermark" erstellte Praxishandbuch „Mein Fleckerl Natur" ist eine Anleitung zur Umsetzung von Maßnahmen für mehr Biodiversität.
Das Buch informiert aber auch über Förderungsmöglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen. Das Nachschlagewerk unterstützt damit alle SteirerInnen dabei, selbst einen aktiven Beitrag zum Natur- und Klimaschutz zu leisten.
Erhebliche Abnahme der Naturvielfalt
In der Steiermark hat der technische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten, insbesondere seit den 1970-er Jahren, einen deutlich spürbaren und tiefgreifenden Wandel in der Landschaft bewirkt. Dies ging einher mit einer erheblichen Abnahme der Naturvielfalt. Siedlungs- und Gewerbegebiete sowie versiegelte Flächen haben sich ausgebreitet, Straßen wurden ausgebaut und Flüsse begradigt. Einst artenreiche Wiesen wurden überdüngt oder in Äcker umgewandelt, viele Hecken entfernt, und die traditionellen Streuobstbestände wurden durch ertragreichere Plantagen ersetzt. Die Folgen für die Biodiversität sind gravierend: Heute sind rund ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in der Steiermark stark rückläufig oder bereits regional ausgestorben.
Die Initiative „NaturVerbunden Steiermark" verfolgt das Ziel, einen umfassenden Biotopverbund in der Steiermark zu schaffen. Dies bedeutet, dass Lebensräume (wieder besser) miteinander vernetzt werden, sodass Tiere und Pflanzen ungehindert von einem Gebiet ins nächste gelangen können. Die Vernetzung von Lebensräumen ähnelt Inseln, die in einer Kulturlandschaft verstreut sind. Es gibt größere „Kernlebensräume", in denen viele Arten überleben können, wichtige Korridore wie Hecken, Waldränder oder Bachläufe, die als verbindende Brücken zwischen diesen „Inseln" fungieren und kleinere „Trittsteinbiotope", die als Zwischenstationen dienen.
Leitfaden, wie man der Natur unter die Arme greifen kann
In dem Praxishandbuch „Mein Fleckerl Natur", ein Projekt der Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH mit dem Naturpark Südsteiermark wird erklärt, wie alle SteirerInnen der Natur unter die Arme greifen und eigenständig Kleinstlebensräume anlegen können. Dabei ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der verschiedenen Arten einzugehen: Ein Siebenschläfer, eine Ringelnatter, ein Rothirsch und eine Steinhummel haben nämlich ganz unterschiedliche Anforderungen an Größe und Ausstattung ihrer Lebensräume. In einer optimal verbundenen Kulturlandschaft sollten daher viele verschiedene Trittsteinbiotope vorhanden sein, um den Arten eine Ausbreitung und langfristiges Überleben zu ermöglichen.
Förderungsmöglichkeiten & rechtliche Rahmenbedingungen
Neben der Anleitung zur Umsetzung von Maßnahmen für mehr Biodiversität wird außerdem über Förderungsmöglichkeiten und rechtliche Rahmenbedingungen informiert.
Mit dem Projekt „Mein Fleckerl Natur", gefördert vom Naturschutzreferat des Landes Steiermark, werden neue Maßstäbe im regionalen Naturschutz gesetzt. Alle Bürgerinnen und Bürger der Steiermark sind dazu eingeladen gemeinsam die Lebensräume von morgen zu gestalten und Verantwortung für die heimische Biodiversität zu übernehmen.
Stimmen zum Praxishandbuch
„Mit ,NaturVerbunden Steiermark‘ ist es mir gelungen, Anfang dieses Jahres das bisher größte Bündnis für den Naturschutz in der Steiermark ins Leben zu rufen. Dieses nimmt nun Fahrt auf. Das Praxishandbuch zeigt, wie einfach, schön und wichtig es ist, mitzumachen. Denn gesunde Ökosysteme und die Vielfalt von Pflanzen und Tieren stellen unsere Lebensgrundlage dar. Naturschutz bedeutet daher auch immer Menschenschutz. Unser Land ist Heimat vieler, zum Teil einzigartiger Tier- und Pflanzenarten, die es zu schützen gilt - damit die Steiermark auch für unsere Kinder und Enkelkinder lebenswert bleibt", meint dazu Umweltlandesrätin Ursula Lackner.
„Mit dem neuen Praxishandbuch schaffen wir ein nützliches Werkzeug für die Gestaltung eines lebendigen Naturraums in der Steiermark. Dieses Handbuch bietet allen Interessierten wertvolle Anleitungen für mehr Biodiversität - von Streuobstwiesen, Nisthilfen bis hin zu naturnahen Blumenwiesen. Wir Gemeinden im Naturpark, aber auch außerhalb, werden dieses Handbuch mit seinen vielen Ideen und Vorschlägen für eine nachhaltige Entwicklung der Region zu nützen wissen", erg änzt Obmann Bgm. Karl Habisch vom Naturpark Südsteiermark:
Gestaltung ökologischer Korridore & von Trittsteinbiotopen
„Der Aufbau eines funktionalen Biotopverbundes ist dringend erforderlich, um Schutzgebiete vor der Isolation durch Verkehrs- und Siedlungsflächen oder anderen menschlich verursachten Barrieren zu bewahren. Aus diesem Grund unterstützt die Initiative ‚NaturVerbunden Steiermark‘ Organisationen, Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger aktiv bei der Gestaltung von ökologischen Korridoren und Trittsteinbiotopen", Biotopverbund-Managerin Chiara Vodovnik vom Land Steiermark.
„Die Kraft unseres Handbuches liegt in ihrer Praxisnähe. Nicht nur landwirtschaftliche oder öffentliche Flächen bergen großes Potential ein wertvoller Teil des Biotopverbunds zu werden, auch unsere Hausgärten können und sollten wir, um der Natur unter die Arme zu greifen, viel strukturreicher gestalten: Blumenwiesen für Insekten, Steinlebensräume für Reptilien, Feuchtbiotope für Amphibien, oder Nistkästen für Vögel - wir alle können unseren Beitrag für den Artenschutz leisten", GF Matthias Rode vom Naturpark Südsteiermark.
Fotocredit: Land Steiermark/Michael Samec