Die steirische Tierschutzombudsfrau Karoline Schlögl und Tierschutzlandesrat Hannes Amesbauer rufen zu achtsamem Umgang mit Tieren auf.
In vielen Briefen an das Christkind findet sich auch der Wunsch nach einem Tier zum Spielen und Kuscheln. Die steirische Tierschutzombudsfrau Karoline Schlögl verweist in diesem Zusammenhang auf große Herausforderungen: „Ich rate weiterhin dringend davon ab, Tiere zu Weihnachten zu verschenken, ohne sich vorher gewissenhaft darüber zu informieren, welche Bedürfnisse die jeweilige Tierart hat. Es ist auch wichtig, sich die Frage zu stellen, wie alt das Tier wird und ob man über die Jahre hinweg für die nötige Pflege und artgerechte Versorgung genügend Zeit und auch Geld zur Verfügung hat. Ich höre etwa oft, dass eine Schildkröte wenig Pflege erfordert, aber nur wenige wissen, wie alt eine Schildkröte werden kann. Kaninchen sind beispielsweise Fluchttiere und keine Kuscheltiere. Sie stellen hohe Ansprüche an eine artgerechte Haltung. Wichtig ist auch, daran zu denken, ob es Menschen im Umfeld gibt, die das Tier betreuen können, wenn man im Urlaub ist oder krank wird. Leider wird daran oft nicht gedacht, und Tiere landen dann häufig im Tierheim. Die Entscheidung, ein Lebewesen in die Familie zu holen, sollte nicht vorschnell getroffen werden. Das Tier sollte prinzipiell ein Leben lang bei einem bleiben dürfen.”
Auch der steirische Tierschutzlandesrat Hannes Amesbauer appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung: „Haustiere sind wertvolle Freunde, Weggefährten und oftmals auch Familienmitglieder. Umgang, Pflege und die Haltung unserer Mitgeschöpfe ist mit viel Verantwortung verbunden. Es sollte daher wohlüberlegt sein, ob ein Haustier als Weihnachtsgeschenk auch wirklich geeignet ist.”
Tipps der Tierschutzombudsstelle
Kinder würden zwar durch den Umgang mit Tieren lernen, Verantwortung zu übernehmen und ihnen liebevolle Zuwendung zu schenken. Doch gerade die hektische Weihnachtszeit ist für die Aufnahme eines Tieres nicht geeignet. Vor der Anschaffung eines Tieres sollte überlegt werden, ob die mit der Tierhaltung verbundene Verantwortung wirklich ein Leben lang getragen werden kann und soll. Die Überlegung „Welches Tier passt zu mir?” erfordert eine grundlegende Entscheidung.
Eine Patenschaft für ein Tier in einem Tierheim oder das Verschenken von Büchern, Broschüren oder Onlinekursen über artgerechte Tierhaltung sind sehr gute Möglichkeiten, sich grundsätzlich mit Fragen der Tierhaltung vertraut zu machen. Seriöse Webseiten wie die von „Tierschutz macht Schule” bieten zudem Informationen über artgerechte Tierhaltung, die man sich gemeinsam über die Feiertage ansehen kann. Bei Interesse an einem Hund ist auch eine Erstberatung bei einer Hundetrainerin oder einem Hundetrainer statt der sofortigen Anschaffung eines Welpen eine sinnvolle Alternative.
Besondere Vorsicht zu Weihnachten bei bereits bestehender Tierhaltung
Lametta ist heuer wieder besonders angesagt. Abgesehen davon, dass es oft ein Wegwerfartikel ist und die Verwendung daher nicht nachhaltig, stellt Lametta ein Gesundheitsrisiko, insbesondere für Katzen, dar. Die glitzernden Fäden werden von Katzen gerne als Spielzeug verwendet und dabei verschluckt. In der Folge führen sie häufig zu Verletzungen der Darmschlingen oder zu einem Darmverschluss. Zudem kann die Beschichtung des Lamettas zu Vergiftungserscheinungen führen.
Auch Geschenkbänder können bei Katzen zu einem Darmverschluss führen, daher sollte man Katzen nicht mit Geschenkbändern spielen lassen.
Schokolade, Rosinen, Macadamianüsse und Birkenzucker (Xylit) bergen ebenfalls ein Vergiftungsrisiko für Hunde. Daher sollten diese keine Kekse, Baumbehang oder ähnliches mit diesen Inhaltsstoffen zu fressen bekommen. „Damit die Feiertage nicht in der Tierklinik oder tierärztlichen Notambulanz enden, verwenden Sie bitte kein Lametta, seien Sie vorsichtig bei Katzen im Zusammenhang mit Geschenkbändern und achten Sie darauf, dass Ihr Hund nichts für ihn Giftiges fressen kann”, appelliert Schlögl.
Mit Respekt vor Tieren ins neue Jahr
Bunte Raketen, laute Böller, Sektkorkenknallen und ausgelassene Stimmung – mit viel Lärm und Getöse wird vielerorts Silvester gefeiert. Was für viele Menschen der Inbegriff eines perfekten Jahresabschlusses ist, bedeutet für Tiere jedoch nur eines: puren Stress! Mittlerweile gibt es durch Licht- und Lasershows unproblematischere Alternativen, um das neue Jahr willkommen zu heißen.
Denn für die Ohren unserer Haustiere stellt die Explosion der Knallkörper eine hohe Belastung dar. Kein Wunder: verfügen Katzen, Hunde und Co. doch über ein viel feineres Gehör als Menschen. Zudem handelt es sich bei Feuerwerken um seltene, für Tiere nicht vorhersehbare Ereignisse, bei denen eine intensive, kurzzeitige Lärmbelastung auftritt. Unsere Haustiere reagieren darauf häufig panisch, manchmal auch mit körperlichen Symptomen wie zum Beispiel Durchfall.
Tipps für einen entspannten Jahreswechsel
Lassen Sie Ihr Tier in der ungewohnten Situation nicht allein, sondern vermitteln Sie Sicherheit durch Ruhe und Nähe!
Reagiert Ihr Tier empfindlich auf Lärm und Lichtblitze, sollten Sie ihm einen möglichst ruhigen Rückzugsort schaffen – am besten ein dem Tier bekanntes Zimmer mit heruntergelassenen Rollläden oder zugezogenen Vorhängen!
Dem Tier sollte nach Möglichkeit ein Rückzugsort angeboten werden – ein gemütliches Kuschelplätzchen mit Lieblingsdecke und Lieblingsspielzeug schafft eine entspannte Atmosphäre!
Schlaf- und Fressplatz sowie andere notwendige Utensilien (Katzenklo etc.) sollten an einem ruhigen Ort und am besten nicht in Fensternähe stehen!
Viele Tierhalter berichten von der beruhigenden Wirkung von Musik, Radio oder einem laufenden Fernseher auf ihr Tier!
Alle, auch wenig ängstliche und folgsame Hunde, sollten die Gassirunden am letzten Tag des Jahres angeleint absolvieren – ein plötzlicher Knall kann unseren Vierbeiner erschrecken, und in Panik fliehend achten sie nicht mehr auf Gefahrenquellen wie zum Beispiel den Verkehr. Schreckhafte Hunde sollten am besten mit einem doppelreihigen Sicherheitsgeschirr und nur solange wie unbedingt nötig ausgeführt werden!
Auch Katzen sollten diesen Tag bzw. diese Nacht lieber im Haus verbringen, da verschreckte Tiere oft sehr weit flüchten und möglicherweise nicht mehr zurück nach Hause finden.
Im Sinne der Tiere: Bleiben Sie in der Silvesternacht bei Ihrem Tier und verzichten Sie auf Knallkörper!
Beim Jahreswechsel sollte aber nicht nur auf Haustiere, sondern auch auf Wildtiere Rücksicht genommen werden. Diese reagieren auf für sie ungewohnte Störungen durch zum Beispiel weithin hör- und sichtbare Silvesterraketen mit panikartiger Flucht, bei der besonders viel Energie aufgewendet werden muss. Da gerade im Winter die Reserven für solche Anstrengungen knapp sind, kann dies fatale Folgen haben – unter Umständen sogar den Tod des Tieres durch Erschöpfung.
Schlögl: „Tierfreundinnen und Tierfreunden sollte klar sein, dass ein leiser Jahreswechsel einem mit lautem Getöse vorzuziehen ist. Und das Geld, das dieses Jahr nicht in ,die Luft gejagt´ wird, könnte ja in Form von Futterspenden steirischen Tierheimen zugutekommen – so ist ein tierisch guter Jahresbeginn garantiert.”
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